„Die Besten für die Jüngsten“: Kinderschutz in elementaren Bildungseinrichtungen
Kinderschutz braucht Haltung, Wissen und Mut. Ein Weiterbildungskurs der Universität Klagenfurt vermittelt Fachkräften in elementaren Bildungseinrichtungen Handlungssicherheit, Prävention und Achtsamkeit – für die Jüngsten der Gesellschaft.
Die Frage, wie Gewalt an Kindern verhindert werden kann, stellt sich nicht nur im familiären Kontext. Gerade in Kindergärten, Krippen oder Tagesstätten, wo Kinder viele Stunden ihres Tages verbringen, bedarf es klarer Konzepte, geschulter Beobachtung und einer gemeinsamen Haltung. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, bietet die Universität Klagenfurt seit Mai einen Microcredentials-Kurs an: Kinderschutzbeauftragte:r in elementarpädagogischen Einrichtungen.
Initiiert wurde der Kurs Veronika Michitsch, Elementarpädagogin und Wissenschaftlerin am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung. Sie arbeitet seit Jahren mit elementarpädagogischen Fachkräften und weiß: „Wir brauchen die bestausgebildeten Fachkräfte bei den Jüngsten“, sagt Michitsch. „Denn in den ersten Lebensjahren kann man so viel richtig – oder eben falsch – machen.“ Die Teilnehmer:innen lernen, wie sie Gewalt in ihren unterschiedlichsten Formen frühzeitig erkennen, angemessen reagieren und aktiv präventiv handeln können. „Ein Augenrollen, ein ungeduldiges Schnaufen oder unterschwellige Bemerkungen – all das zählt bereits zur Mikrogewalt“, so Michitsch. Im Zentrum der Ausbildung steht eine Kultur der Achtsamkeit und des Hinschauens auf verletzendes Verhalten gegenüber Kindern.
Positive Fehlerkultur als Fundament
„Es reicht oft schon ein ungutes Bauchgefühl“, betont Michitsch. „Fachkräfte sind häufig die Ersten, die merken, wenn mit einem Kind etwas nicht stimmt – und sie müssen den Mut haben, dem nachzugehen.“ Genau hier setzt der Lehrgang an: Die Teilnehmer:innen erwerben Handlungssicherheit, erstellen Gefährdungsanalysen und lernen, wie ein wirksames Kinderschutzkonzept aufgebaut ist – vom Verhaltenskodex bis zur konkreten Meldung einer Kindeswohlgefährdung. Die Vortragenden sind Kinderschutzexpert:innen aus ganz Österreich.
In der akademischen Weiterbildung geht es auch darum, eine positive Fehlerkultur innerhalb pädagogischer Teams zu etablieren. „Fachkräfte machen Fehler – wir alle tun das. Aber wir müssen lernen, sie anzuerkennen, daraus zu lernen und uns Hilfe holen, bevor die eigene Überforderung zu Kindeswohlgefährdung führt“, erklärt Michitsch. Wichtig sei eine Teamkultur der Offenheit und Unterstützung – und eben kein Fingerpointing. „Wenn ich lerne, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen, kann ich auch die Grenzen von Kindern besser schützen.“
Kinderschutz wird somit zur Teamaufgabe: „Denn ein achtsamer Umgang unter den Kolleg:innen wirkt sich direkt auf das Wohlbefinden des Kindes aus.“
Die Weiterbildung richtet sich an Personen, die mit Kindern arbeiten oder für deren Schutz Verantwortung tragen. Daher reicht die Bandbreite der Teilnehmer:innen von Elementarpädagog:innen und Kleinkinderzieherinnen über Mitarbeiter:innen von stationären Unterbringungen der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu Kinderschutzbeauftragten großer Trägerorganisationen. Viele kommen zum ersten Mal an die Universität. „Das ist für sie etwas ganz Besonderes. Der enge Austausch zwischen akademischer Forschung und pädagogischem Alltag ist ein zentraler Baustein des Konzepts.
Für Michitsch ist klar: „Die elementare Bildungseinrichtung ist die erste Bildungsinstanz im Leben eines Kindes. Deswegen brauchen wir dort die bestausgebildeten Fachkräfte“. Ihr Motto lautet: „Die Besten für die Jüngsten“ – ein Anspruch, der nicht nur pädagogisches Können meint, sondern auch menschliche Haltung.
Der Kurs läuft noch bis Ende September und Quereinsteiger:innen sind weiterhin willkommen.