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China: CO₂-Fußabdruck von wohlhabenden Haushalten erreicht europäisches Niveau

Zwischen 2007 und 2012 ist der gesamte CO2-Fußabdruck chinesischer Haushalte um 19 Prozent gestiegen, wobei 75 Prozent dieses Anstiegs auf den gewachsenen Konsum der Mittelklasse und der Reichen zurückzuführen ist. Somit haben die obersten Einkommensgruppen das Niveau der durchschnittlichen Europäer erreicht, 2/3 der Bevölkerung bleibt allerdings auf niedrigstem Niveau. Der Wandel des chinesischen Lebensstils macht nun Interventionen der Politik nötig, um die Konsequenzen für den Klimawandel in Grenzen zu halten. Eine aktuelle Publikation in Nature Climate Change zeigt die Entwicklungen auf.

Weltweit tragen die wohlhabendsten 10 Prozent der Weltbevölkerung durch ihren Konsum bereits 40 bis 51 Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei. Insbesondere China, aber auch andere wachsende Volkswirtschaften, entwickeln sich zunehmend in Richtung kohlendioxid- und ressourcenintensiver Lebensstile, wie sie in dieser Weise in den reichen Ländern der Erde üblich sind. Der durchschnittliche EU27-Haushalt hat derzeit einen Fußabdruck von 6,7 tCO2/cap, der US-amerikanische Haushalt liegt bei 10,4 tCO2/cap. Dieser Durchschnitt liegt in Indien bei 0,9 tCO2/cap und in Brasilien bei 1,5 tCO2/cap.

„Der übliche Blick auf Landes-Durchschnitte, wie beispielsweise aktuell 1,7 tCO2/cap in China, verschleiert jedoch große soziale Ungleichheiten“, sagt Studienautor Dominik Wiedenhofer, Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität, der mit einem internationalen ForscherInnen-Team neueste Ergebnisse veröffentlichte.

Ärmere Menschen am Land und auch in chinesischen Städten machen in etwa 2/3 der 1,3 Milliarden ChinesInnen aus und haben einen Co2-Austoß von etwa 0,9 tCO2/cap. Die städtische Mittel- und Oberschicht, 360 Millionen Menschen, liegt jedoch bereits bei 2 – 6,4 tCO2/cap. „Armut zu überwinden, muss ein wichtiges gesellschaftliches Ziel sein. Hier wurden in den letzten 30 Jahren in China enorme Fortschritte erzielt. Eine Globalisierung des Lebensstils der Reicheren in China, welche sich ja stark am Westen orientieren, wäre eine enorme Herausforderung für die Abwendung eines gefährlichen Klimawandels“, erklärt Dominik Wiedenhofer.

Er fasst weiter zusammen: „Ein hypothetisches Aufholen der chinesischen Haushalte auf ein Niveau der städtischen Reichen bzw. der durchschnittlichen Europäer würde zu einer Verdreifachung des gesamten chinesischen CO2-Fußabdrucks der Haushalte führen – für 1,3 Milliarden Menschen. Daher wird es umso dringlicher, Lebensqualität vom Konsum und damit verbundenen Kohlendioxidemissionen zu entkoppeln. Einige Länder haben schon gezeigt, dass ein hoher Lebensstandard mit einem nur durchschnittlichen Konsum und etwa 1 tCO2/cap möglich ist. Für eine klimafreundliche Zukunft wird daher die soziale Frage nach einem nachhaltigeren Leben für alle notwendig.“

Wiedenhofer, D., Guan, D., Liu, Z., Meng, J., Zhang, N. & Wie, Y.-M. (2016). Unequal household carbon footprints in China. Nature Climate Change, http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate3165.html.