Neuer Wind am Energiemarkt: Bürgerkraftwerke als „Grassroot Innovation“

Selbst ist die Frau und der Mann: Immer häufiger gründen Privatpersonen gemeinschaftlich geführte Bürgerkraftwerke. Anna Schreuer (Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung) hat nun in ihrer Dissertation untersucht, wie sich diese Kraftwerke im Bereich der Windkraft und Photovoltaik in Deutschland und Österreich entwickeln und ausbreiten.

„Mich hat besonders interessiert, ob die Verbreitung dieser Innovation einen Prozess der Ermächtigung darstellt und welche Konflikte mit der Ausbreitung von Bürgerkraftwerken einhergehen“, erklärt Schreuer. Obwohl Bürgerkraftwerksinitiativen viele Ressourcen mobilisieren konnten, stellt Schreuer drei Problemfelder fest, die die Interpretation der Ausbreitung der Kraftwerke als Ermächtigungsprozess einschränken: Fortwährende Abhängigkeitsverhältnisse, das Problem der Vereinnahmung sowie die Ermächtigung bereits privilegierter Akteure. Schließlich diskutiert sie drei Arten von Konflikten, die damit einhergehen: lokale Konflikte in Bezug auf einzelne Projekte, Konflikte zwischen etablierten Akteuren und Herausforderern im Energiesystem sowie Konflikte hinsichtlich der definierenden Merkmale von Bürgerkraftwerken. „Diese Konflikte können als Wettstreit um Ressourcen oder als Auseinandersetzung um deren Verwendungsweise verstanden werden“, so Schreuer. Basis für ihre Überlegungen ist die Theorie der Ressourcenmobilisierung aus dem Bereich der Theorie sozialer Bewegungen.