Buchpräsentation zum Element Wasser: Visuelle Kultur, Geschichte, Materie & Wirtschaftsgut

Am 6. März präsentieren die HerausgeberInnen und AutorInnen den Sammelband „Wasser. Interdisziplinäre Ansätze zum zukunftsfähigen Umgang mit einer Schlüsselressource“ ab 17:00 Uhr im Stiftungssaal der Kärntner Sparkasse am Campus der Alpen-Adria-Universität. Das Buch ist Ergebnis des Klagenfurter Interdisziplinären Kollegs, das in diesem Semester unter Einbindung der Romanistischen Medien- und Kulturwissenschaften, der Mathematik, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Umweltgeschichte angeboten wurde.

Unterschiedliche Blickwinkel auf die „Schlüsselressource Wasser“ waren im Sommersemester 2016 Ausgangspunkt einer interdisziplinären Auseinandersetzung für Studierende und Lehrende der vier Fakultäten der AAU. Das forschungsnahe Lehrprojekt „Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg“, gefördert von der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse – durch den Herausgeber und Leiter des Instituts zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (IFWF) der Kärntner Sparkasse Horst Gross – ermöglichte in seiner 7. Ausgabe wieder Verknüpfungen und Verbindungen sowie kritische und konstruktive Diskussionen zwischen verschiedenen Disziplinen und Fächern über ein aktuelles Thema: das Wasser und seine Implikationen. Gross, der Initiator des Klagenfurter Interdisziplinären Kollegs, meint dazu: „In der Praxis hat man es immer mit Fragestellungen zu tun, für deren Beantwortung in den seltensten Fällen eine einzige Expertenmeinung ausreicht. Probleme sind erfahrungsgemäß komplex und erfordern die Expertise unterschiedlicher Disziplinen wie auch Praxiserfahrung. Im Zusammenhang mit Entscheidungssituationen in sozialen Systemen geht es meistens nicht darum, wer ‚objektiv‘ Recht hat, sondern vielmehr darum, was in einer jeweiligen Situation umsetzbar bzw. machbar ist. Und das ist immer Ergebnis eines kommunikativen Prozesses, der im Rahmen dieser Lehrveranstaltung probiert wird.“

Alexander Brenner, Student an der kulturwissenschaftlichen Fakultät, führt zu den Besonderheiten des Seminars aus: „Die Ergebnisoffenheit der Lehrveranstaltung ermöglichte es uns Teilnehmenden der kulturwissenschaftlichen Fakultät unseren eigenen Zugang zum Thema zu finden. Das Klausurformat der Lehrveranstaltung in St. Georgen ist hierbei für den interdisziplinären Austausch sehr hilfreich. So konnten die unterschiedlichen disziplinären Zugänge zum Thema Wasser nicht nur sichtbar, sondern auch begreifbar werden.“

Die Ergebnisse dieses forschungsausgerichteten Seminars, die von Studierenden und Lehrenden analysiert und diskutiert wurden, liegen nun in Buchform vor. Thematisiert werden unter anderem rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit der vielschichtigen Problematik der Privatisierung des Wassers. Doris Hattenberger, Rechtswissenschaftlerin und Vizerektorin für Lehre an der AAU, betont dabei: „Das Thema der ‚Liberalisierung der Wasserversorgung‘ und des drohenden Ausverkaufs heimischer Wasserressourcen kommt in Wellen immer wieder auf uns zu und löst heftige Reaktionen aus. Mit dem Buchbeitrag soll vor allem ein Beitrag zur Rationalisierung dieser Diskussion geleistet werden.“ Zur Sprache kommen dabei auch soziale, visuelle und kulturspezifische Aspekte, die sich über die Analyse des Dokumentarfilms I custodi dell’acqua. La Carnia si ribella von Giulio Squarci (Italien 2015) – auf Deutsch ‚Die Hüter des Wassers – Karnien wehrt sich‘ – zur Wasserprivatisierung im nördlichen Friaul eröffnen.“ Melanie Fleischhacker, Studentin der Romanistik, meint dazu: „Aus Sicht der romanistischen Medien- und Kulturwissenschaften war es besonders lehrreich andere Blickwinkel auf unseren Forschungsschwerpunkt, den Dokumentarfilm von Giulio Squarci, zu bekommen und zur Diskussion zu stellen. Interdisziplinäres Arbeiten ermöglicht somit nicht nur disziplin- und fächerübergreifendes Forschen sondern eröffnet auch Möglichkeiten für ein konstruktives, wissenschaftliches Miteinander.“ Der Regisseur Giulio Squarci wird bei der Präsentation anwesend sein und über Motivation, Intention, Bilder und Wirkung des Films berichten. Die Romanistin Angela Fabris fasst das Fazit des Dokumentarfilms folgendermaßen zusammen: „Für das Wasser – das heißt letztlich für das Leben – sollte man sich engagieren. Unaufhörlich.“ Eine andere Gruppe von Studierenden stellt im Buch ihre Untersuchungen vor, wie mathematische Modelle zur Rekonstruktion von Schadstoffquellen bei Wasserverschmutzung beitragen. „Dabei handelt es sich um ein inverses Problem. Auf diese Weise wird die allgemeine Fragestellung des Findens von Ursachen für gewünschte oder beobachtete Effekte bearbeitet“, erläutert die Mathematikerin Barbara Kaltenbacher. Schließlich zeigt ein weiteres Kapitel, dass eine historische und gegenwärtige Wahrnehmung des Wassers mit allen Polaritäten und Konfliktlinien lohnend sein könne. Bisher habe man sich in Kärnten nicht hinreichend mit der Geschichte des Umgangs mit Wasser auseinandergesetzt, so die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter: „Eine historische Langzeitperspektive ist für Kärnten ein Novum, das aber dabei unterstützen kann, zu einem besseren Verständnis nicht nur historischer Zustände, sondern auch der heutigen Szenarien zu gelangen.“ Sie sieht außerdem Zusammenhänge zu den Nachhaltigkeitszielen der UNO: „Das Seminar hat sich mit dem ‚Wasser‘ einem zentralen Thema der nachhaltigen Entwicklung angenommen, das unter anderem in den Zielen 6 und 14 direkt angesprochen wird. Doch ohne Wasser ist keines der Ziele erreichbar, weder ein Ende des Hungers (1), noch Gesundheit und Wohlergehen (3) oder nachhaltige Produktion und Konsum (12). Das Seminar könnte somit auch als Beitrag zum Mainstreaming der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der UNO verstanden werden.“

Das Wasser und seine Symbolik, seine Natur, Kultur, Wirtschaft und Umwelt, die Funktionen von Bildern mit ihrer ästhetischen und emotionalen Wirkung – dies sind die wesentlichen Aspekte und Themen, die im Mittelpunkt dieser wissenschaftlichen interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Wasser stehen.

Fabris, A., Groß, H. P. & Winiwarter, V. (2018). Wasser. Interdisziplinäre Ansätze zum zukunftsfähigen Umgang mit einer Schlüsselressource. München: Profil Verlag.

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