Jennifer Simonjan

Auf Forschungssemester in Atlanta: Chat-Interview mit Jennifer Simonjan

Jennifer Simonjan ist Nachwuchswissenschaftlerin am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme. Mit 15. Jänner dieses Jahres hat sie ihren siebenmonatigen Forschungsaufenthalt am Georgia Institute of Technology in Atlanta zum Projekt „Nanoscale Sensor Networks“ angetreten. Unterstützt wird sie von einem Stipendium der Marshallplan-Foundation.

Nach zwei Monaten, während derer sie im Labor arbeiten konnte, kam die Coronakrise: Seither ist Jennifer Simonjan in Atlanta im Homeoffice und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben mit ihr gechattet:

 


Transkript für Screenreader:

Hallo Jennifer!

JS: Hallo!

Erzähl‘ uns kurz, was machst du in den USA?

JS: Ich bin für 7 Monate am Georgia Tech in Atlanta als Forscherin bei Professor Akyildiz im Broadband Wireless Networking Lab.

Und wie sieht da derzeit dein Arbeitsalltag aus?

JS: Leider eher eintönig seit dem Coronavirus. Die Uni hat seit März zu, dh ich bin seit dem im Home Office. Mittlerweile habe ich mich gut daran gewöhnt, mache alle Arbeiten von zu Hause aus und bin mit meinem Professor und Lab-Kollegen über Skype in Kontakt.

Das „Lab“ an sich hast du wohl nur kurz von innen gesehen. Kannst du trotzdem im Home Office weiterforschen? Was genaut tust du da? Welchen Fragen gehst du nach?

JS: Ja leider, ich war ca. 2 von 7 Monaten dort bevor wir in den Lockdown kamen. Nachdem ich vor 2 Jahren aber schon mal hier war, kannte ich es bereits, und die Leute auch – das machts etwas weniger schlimm. Ich arbeite im Moment an Nano-Sensornetzen. Sprich, Sensoren, die so klein sind, das man sie nicht mit freiem Auge sehen kann. Im speziellen beschäftige ich mich dabei mit Anwendungen dieser Sensoren innerhalb des Körpers. Die Fragen, die wir uns dabei stellen, sind folgende: Wie kann man Nanosensoren, die im menschlichen Blutkreislauf fließen mitverfolgen? Woher wissen wir, wo sich die Sensoren befinden und wie können die Sensoren mit der Außenwelt kommunizieren?

Das klingt ein bisschen nach Black Mirror …

JS: Ja, das Thema ist sehr futuristisch und noch in den Kinderschuhen. Das macht es aber insbesondere spannend, da es nur sehr wenig bestehende Arbeiten und Publikationen dazu gibt.

Welche Sensoren könnten das sein, die im menschlichen Blutkreislauf „fließen“?

JS: Das hängt ganz von der Anwendung ab. Grundsätzlich kann das jede Art von Sensor sein, sei es für die Detektion von Temperatur, Druck oder chemischer Zusammensetzung. Anwendungen können auf verschiedenste Messungen im Blut abzielen, zB. Glucose, Sauerstoffgehalt, Bakterien etc.

Das klingt sehr spannend. Dürfen wir dich noch nach den Bedingungen fragen, unter denen du momentan in Atlanta lebst? Wie streng sind die Corona-Bestimmungen?

JS: Ja klar. Gefühlt ist Atlanta eine Insel inmitten der republikanischen, eher wirtschaftsorientierten Länder. Unsere Bürgermeisterin hat noch vor dem Gouverneur Maßnahmen ergriffen. Mittlerweile gibt es fast keine vorgeschriebenen Maßnahmen von Seiten des Gouverneurs mehr (deshalb auch die stetig steigenden Zahlen). In Atlanta selbst halten sich die Menschen trotzdem sehr zurück, der Großteil der Restaurants und Kaffees hat noch immer geschlossen, die meisten Geschäfte haben eine Maskenpflicht und eine Regelung für Abstandshaltung. Nachdem man sich auch eher unsicher fühlt bei so hohen Zahlen, bin ich eigentlich nur zu Hause und hie und da mal beim Einkaufen mit meinen Mitbewohnern. Das Leben ist also eher langweilig und ziemlich eintöngi seit März, aber wir machen das Beste draus. Zumindest haben wir bei unserem Haus einen Garten, und uns einen Griller angeschafft, nachdem wir ja nicht mehr Essen gehen konnten.

Das klingt nach einem kleinen Lichtblick. Wann endet dein Forschungsaufenthalt?

JS: Im August. Gestern wurden meine Flüge gestrichen, dh um das werde ich mich als nächstes kümmern – zumindest wird einem nicht langweilig.

Kärnten ist coronatechnisch momentan relativ gut dran. Du solltest dich also bald darum kümmern, um noch etwas vom Sommer zu haben.

JS: Ja, das ist der Plan – den Sommer noch zu Hause am Wörthersee genießen, sobald ich aus der Heimquarantäne darf.

Wirst du zu den Nanosensoren an der Uni auch weiterarbeiten?

JS: Ja, ich würde diese Forschungsrichtung schon genre als einen meiner Bereiche beibehalten.

Spannend! Wir hoffen, du hältst uns auf dem Laufenden!

JS: Das mache ich, danke dir!

Wir wünschen dir noch alles Gute für die verbleibenden Wochen in den USA! Komm‘ wieder gut und gesund nach Hause!

JS: Vielen Dank und bis bald.

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