Koch Patrick | Foto: aau/Müller

Auf Fehlersuche in Excel

Es ist eine Situation, die viele kennen: Ein umfangreicheres Excel-Dokument mit vielen Arbeitsblättern, Spalten und Zeilen – und am Ende kommt und kommt nicht das richtige Ergebnis heraus. Die Fehlersuche kann bei vielen Formeln und Verknüpfungen kompliziert werden. Patrick Koch arbeitet in dem FWF-geförderten Projekt „Debugging of spreadsheet programs (DEOS)“ daran, die Suche nach den Fehlern zu vereinfachen. Für eine Publikation dazu wurde er kürzlich mit dem „ACM SIGSOFT Distinguished Paper Award“ ausgezeichnet.

„Excel ist, mit all seinen Referenzen und Formeln, ein Programm, das der Nutzer oder die Nutzerin selbst zusammenstellt“, erklärt Patrick Koch vom Institut für Angewandte Informatik. Dementsprechend sei es relativ mächtig, werden mit Excel doch häufig ganze Buchhaltungsaufgaben oder ähnliches abgewickelt. Wenn sich dort nun ein Fehler einschleicht, können die Konsequenzen problematisch sein. Koch führt weiter aus: „Für Excel gibt es bisher aber noch kaum verlässliche Fehlersuchmethoden und Qualitätssicherungswerkzeuge. Diese Lücke wollen wir mit unserem Projekt schließen.“ Das Team, geleitet von Konstantin Schekotihin, möchte also Methoden, die es für andere Programmcodes schon gibt, für Excel-Tabellen nutzbar machen und Neue entwickeln. Neben der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt sind die Technische Universität Graz und die Technische Universität Dortmund an dem Projekt beteiligt.

Bei der International Conference on Software Engineering (ICSE) im schwedischen Göteborg wurde eine Publikation von Patrick Koch mit dem „ACM SIGSOFT Distinguished Paper Award“ ausgezeichnet. Darin hat er sich auch mit der Frage nach einem guten Testorakel beschäftigt. Ein Testorakel ist eine Quelle, die die so genannten Sollergebnisse – also die richtigen Antworten – ermitteln kann. In seiner Arbeit geht es darum, maschinelles Lernen einzusetzen. Mit Hilfe dieser künstlichen Intelligenz soll das Tool an einer riesigen Datenbank von Spreadsheets die Fehlersuche lernen. Dann sollte man also wissen: Wie sehen Fehler aus? Sind das lange oder kurze Formeln? Wo finden sich Fehler? „Das Orakel soll uns dann Fehlerorte vorhersagen können.“

Patrick Koch hat sein Büro in seiner Heimatstadt Graz. Er studierte an der dortigen TU Softwareentwicklung-Wirtschaft. Gefragt danach, warum er sich für diesen Weg entschieden hat, versprüht er gleich seine Technikbegeisterung: „Mir war schon als kleiner Bub klar: Programmieren ist cool!“ Warum sei das bei ihm so angekommen, und bei vielen anderen gelte Programmieren als langweilig und kompliziert? „Programmierung ist etwas Magisches. Mit der richtigen Vorbereitung kann man Dinge zum Leben erwecken und steuern. Für mich ist das eine verlockende Herausforderung, während andere vielleicht sagen: ‚Oh, das ist kompliziert, das fasse ich lieber nicht an.‘“ Patrick Koch ist ein so genannter First Academic aus einem Elternhaus ohne akademische Vorbildung, hat aber für sich früh einen Zugang zum algorithmischen, strukturierten Denken gefunden und meint: „Man muss sich damit beschäftigen und die Abläufe verstehen lernen. Dann kann das auch jeder machen.“

Koch, P., Schekotihin, K., Jannach, D., Hofer, B., Wotawa, F. & Schmitz, T. (2018). Combining Spreadsheet Smells for Improved Fault Prediction, ICSE 2018, https://www.icse2018.org/event/icse-2018-new-ideas-and-emerging-results-combining-spreadsheet-smells-for-improved-fault-prediction.

Patrick Koch - Preisverleihung | Foto: KK

Auf ein paar Worte mit … Patrick Koch

Was wären Sie heute, wenn Sie nicht Wissenschaftler wären?

Intuitiv würde ich wahrscheinlich irgendwo an spannenden (technischen) Problemen knobeln. In meiner Zeit im akademischen Bereich habe ich zudem den Wert guter Koordination und Kommunikation zu schätzen gelernt, und könnte mir vorstellen mich in diesem Bereich zu vertiefen.

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Ich finde es immer spannend, gute Erklärungen für das zu finden, woran ich gerade arbeite. Das gelingt im Groben auch zumeist ganz gut; im Detail leider weniger, weil das dann schon breiteres Grundwissen für meinen Arbeitsbereich voraussetzt. Aber ich denke mir, das ist bei jedem hinreichend komplexen Berufsfeld so.

Was machen Sie im Büro morgens als erstes?

Üblicherweise werden zunächst die Geschehnisse und Mails seit dem letzten Arbeitstag aufgearbeitet. Danach gibt es durchaus viel Abwechslung in der Projektarbeit: angefangen von Literaturrecherche und dem Ausarbeiten von Konzepten und Publikationen, über Entwickeln und Evaluieren von Programmen bis hin zu Organisatorischem wie Meetings und Präsentationen.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Zugegeben leider nicht sehr oft. Ich genieße es dann aber sehr, zum Beispiel bei einer Wanderung, die Themen des (Berufs-)Alltags auszublenden, und meine Wahrnehmung voll meiner Umgebung und dem Weg vor mir zu widmen.

Was bringt Sie in Rage?

Ich ärgere mich gelegentlich über vermeidbare Probleme, von denen man nur wenig lernen kann. Zum Beispiel Probleme aufgrund nicht einschätzbarer, äußerer Einflüsse oder Koordinationsfehler, weil unterschiedliche Erwartungen nicht richtig kommuniziert werden.

Und was beruhigt Sie?

Als guten Ausgleich empfinde ich sportliche Aktivitäten (z.B. Laufen, Klettern, oder einfach eine Runde Tischtennis), Gitarre spielen, und vor allem Unternehmungen mit guten Freunden.

Wer ist für Sie die/der größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?

Ich möchte das nicht an einer Person festmachen. Eine Vielzahl von Menschen hat in unserer Geschichte für die Umstände ihrer Zeit Großartiges geleistet. Ich bewundere dabei vor allem die Vielseitigkeit, mit der wissenschaftliche Größen vergangener Tage oftmals die Welt betrachtet haben. Gerade in der modernen Wissenschaft ist es notwendig, sich sehr stark auf ein gewisses Thema zu fokussieren, je tiefer wir in die Materie des Fachgebietes vordringen. Jedoch finde ich es wichtig, dabei dennoch eine vielseitige und vernetzte Perspektive zu bewahren.

Wovor fürchten Sie sich?

Als Techniker finde ich vor allem die teilweise mangelnde Weitsicht im Umgang mit moderner Technologie beunruhigend; sowohl aus der Perspektive der Anwender, als auch der Unternehmen, die diese Geräte und Dienste entwickeln. Ich finde es gut und wichtig, dass unsere Kultur stetigen technischen Wandel unterstützt und auch einsetzt. Die gesellschaftlichen und strukturellen Implikationen dieser Techniken werden jedoch nur selten kritisch hinterfragt, betreffen letzten Endes aber uns alle.

Worauf freuen Sie sich?

Kurzfristig auf den bald anstehenden Wander-Urlaub nach Kanada. Mittelfristig auf die wartenden, spannenden Herausforderungen, die meine Projektarbeit noch bringt. Und langfristig bin ich optimistisch, dass wir die aufkommenden Probleme weiterer technischer Entwicklungen gut meistern werden, und so unsere Welt Schritt um Schritt ein klein wenig magischer machen können. Denn wie bereits Arthur C. Clarke passend formuliert hat: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Technik studieren an der Universität Klagenfurt

Die technischen Studien an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zeichnen sich durch exzellente Forschung und Lehre aus. Die Fakultät für Technische Wissenschaften (TeWi) besteht seit 2007 und legt großen Wert auf sehr gute Betreuungsverhältnisse, die einen kontinuierlichen und förderlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden auf allen Ebenen ermöglichen. Durch einen hohen Praxisbezug sowie die Konzentration in Stärkefeldern (z.B. Informatik, Informationstechnik, technische Mathematik) bieten technische Studien vielfältige Möglichkeiten

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