ARTEFICIA. Neun ehrenvolle Kunstschaffende aus Kärnten

Anlässlich ihres 50-jährigen Bestandsjubiläums zeigte die Universität Klagenfurt eine Ausstellung zu den neun von ihr vergebenen Ehrendoktoraten im Zeichen der Kunst an Michael Guttenbrunner, Peter Turrini, Peter Handke, Josef Winkler, Maja Haderlap, Valentin Oman, Manfred Bockelmann, Maria Lassnig und Wolfgang Puschnig. 

Mit der im Oktober und November 2021 gezeigten Ausstellung ARTEFICIA stellte die Universität Klagenfurt den Stellenwert der Kunst unter Beweis, die, wie die Wissenschaft in Permanenz, einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Seit ihrer Gründung 1975 zeichnete sie 35 Personen für deren Verdienste im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich aus. Die Besonderheit der Kärntner Universität besteht darin, dass sie im Gegensatz zu allen anderen wissenschaftlichen Universitäten in Österreich einen überproportional hohen Anteil, nämlich ein Drittel der Künstler* innen geehrt hat. Für jene, die aus Kärnten stammen, wurde im Rahmen der Ausstellung jeweils ein temporärer „Raum“ in der Großen Galerie geschaffen.

Für die Besucher*innen sollte dort auf mehreren Wegen ein Kennenlernen von Künstler*in und Werk möglich gemacht werden. So versammelten sich neben biografischen Informationen, persönlichen Gegenständen und Originalwerken auch die Handwerksgeräte, die zum Kunstschaffen notwendig sind. Neben manchem Porträt in Großformat fanden sich darauf abgebildete Details unmittelbar daneben im Original wieder, etwa die einzige Schreibmaschine des Schriftstellers Peter Turrini oder der „Denkstein“, den Dichterkollege Michael Guttenbrunner von der Staudamm-Unglücksstelle im schweizerischen Mattmark mitgenommen hatte. Maria Lassnig, im Atelier mit Pinseln vor einer Malpalette zu sehen, flankierte eine reale Palette und zwei von ihr abgearbeitete Pinsel aus ihrer letzten Schaffensperiode, begleitet von einem Text Guttenbrunners, der die innere Notwendigkeit des bildnerischen Ausdrucks beschreibt. Beide waren zeitlebens eng miteinander befreundet. ARTEFICIA befasste sich auch mit dem naturgemäß vorhandenen Beziehungsgeflecht zwischen den neun Künstler*innen.

Generationsbedingt kannten bzw. kennen einander nicht alle persönlich. Nicht alle blieben dauerhaft in ihrem Kärntner Ursprungsland. Andere wieder hatten gemeinsame Arbeiten geschaffen oder wurden erst durch die Ausstellung aufeinander neugierig, und es folgte Neues, etwa die Vertonung des „Kärnten Blues“ von Peter Handke (u. a.) durch Wolfgang Puschnig. Von ihm, dem einzigen Musiker unter den Doctores honoris causa, gab es sein erstes Saxophon und einige seiner selbst geschnitzten Schilfrohrflöten zu sehen; von der Dichterin Maja Haderlap ein Schulheft aus der Volksschule, in dem sie das Schreiben der beiden Landessprachen zeitgleich erlernte, flankiert von einem hohen Bücherstapel der zahlreichen Übersetzungen ihres Romans Engel des Vergessens. Mit einem Auszug daraus gewann sie den großen Bachmann-Literaturpreis. Der ebenfalls slowenisch-deutschsprachige Maler Valentin Oman war mit drei in Kunstharz eingegossenen Pinseln präsent. Vom Malerkollegen Manfred Bockelmann war eines seiner Lieblingsbilder zu sehen: ein Porträt von Christine Lavant in einer speziellen Kohletechnik, die er in der großen Serie „Zeichnen gegen das Vergessen“ mit Porträts von jungen Holocaustopfern fortsetzte.

Wenn Josef Winklers in seiner Literatur oft düstere Themen verarbeitet, im täglichen Leben herrscht ein großes Bekenntnis zur Buntheit. Dieses kommt in Interviewmanuskripten und in seinem Arbeitsraum deutlich zum Vorschein. Die größte Überraschung bot dem Publikum wohl Peter Handkes selbstbesticktes Hemd, das er 2019 bei seiner Nobelpreisrede in Stockholm trug.

Der Ausstellungstitel ARTEFICIA ist eine freie Wortableitung aus dem Lateinischen artificium (Kunstwerk) und artificis (Künstler*innen). „Eine ungewöhnliche und berührende Schau“, befand das Publikum. Sie bleibt vorübergehend in einer verkleinerten Form als „ARTEFICIA redux“ in der Großen Galerie zu sehen.

für ad astra: Barbara Maier