Alles neu: Master „Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien“ zeigt sich interdisziplinär und praxisorientiert

Ende Juni wurde es final entschieden: Der Masterstudiengang „Angewandte Kulturwissenschaften“ erhält ein völlig neues Curriculum. Nicht zuletzt der gewählte Namenszusatz „Transkulturelle Studien“ zeigt die aktualisierte Ausrichtung an. Im Curriculum blieb während des Änderungsprozesses „kein Stein auf dem anderen“, wie es Universitätsprofessorin Dr. Alexandra Schwell, Abteilung Empirische Kulturwissenschaft am Institut für Kulturanalyse, und Mitglied der zuständigen Curricularkommission formuliert. Ab dem Wintersemester 2022, das am 1. Oktober beginnt, können interessierte Bachelor-Absolvent*innen den neu gestalteten Masterstudiengang belegen.

Kultur finden wir nicht nur im Museum, in der Literatur oder in der Oper. Ob wir mit dem Handy spielen, fremde Länder bereisen, unserem Fußballverein zujubeln oder gegen die Klimakrise protestieren, Kultur umgibt uns tagtäglich im Alltag. Warum wir tun, was wir tun, und wie wir es tun, und warum damit häufig gesellschaftliche Ungleichheiten, Unterschiede und Spannungen verbunden sind, damit beschäftigt sich das neu aufgesetzte Masterprogramm „Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien“. Im Interview erklärt uns Universitätsprofessorin Dr. Alexandra Schwell, was neu ist und warum sie den Studiengang besonders spannend findet.

Was verändert sich durch das aktualisierte Curriculum am Studiengang?

Eigentlich alles! Wir haben in der Tat keinen Stein auf dem anderen gelassen, weil wir ein Studium gestalten wollten, in dem Studierende eine strukturierte und aufeinander aufbauende Ausbildung erhalten, sie aber zugleich die größtmöglichen Freiheiten haben, ihre eigenen Interessen und Schwerpunkte im weiten Feld der Kulturwissenschaft zu verwirklichen. Ich glaube, dass uns das sehr gut gelungen ist! Ganz konkret und knapp lernen Studierende im Masterstudium „Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien“, kurz AkuwiTS, kulturanalytisches Wissen in die Praxis zu übersetzen und es zu nutzen, um Antworten auf gesellschaftsrelevante Fragestellungen zu finden.

Um das zu ermöglichen, ist es uns wichtig, dass Studierende Werkzeuge der Wissenskommunikation und des Kulturmanagements anzuwenden lernen, um ihre Erkenntnisse dann auch in ganz unterschiedliche Öffentlichkeiten vermitteln zu können, vom Museum und dem Kulturevent über die NGO oder die Privatwirtschaft bis zur Scientific Community.

Warum hat sich die Curricularkommission für den Namenszusatz „und Transkulturelle Studien“ entschieden?

Kultur macht nicht an staatlichen Grenzen halt. Mit Kultur ist auch kein Bestand an ewiggültigen Traditionen, Werten und Handlungsmustern gemeint, und sie beschränkt sich auch nicht auf Hochkultur oder Bildung. Kultur, wie wir sie verstehen, ist dynamisch, in stetem Wandel begriffen und wird stets aufs Neue im Austausch, in der Interaktion und auch in der Konfrontation mit anderen Lebenswelten und Lebensentwürfen ausgehandelt.

Diese vielfältigen Beziehungen zwischen Eigenem und Fremdem und den Umgang mit kultureller Differenz untersuchen wir im MA AKuwiTS. Mobilitäten und Migrationsbewegungen, international verbreitete populärkulturelle Stile, Praxen und Trends, aber auch Stereotypisierungen und Ungleichheiten, um nur ein paar Stichworte zu nennen, sie alle prägen Gesellschaften und Kultur vor historischem Hintergrund wie in globalem Zusammenhang.

Wie äußert sich die Interdisziplinarität, mit dem der neue Studiengang wirbt?

Der Schwerpunkt des Studiums liegt in der Empirischen Kulturwissenschaft/Kulturanthropologie, also einer per se interdisziplinär angelegten Fachrichtung, die sich im weitesten Sinn mit der Alltagskultur beziehungsweise mit kulturellen Phänomenen in Geschichte und Gegenwart beschäftigt. Dabei ist es uns wichtig, dass wir unseren Studierenden eine breitgefächerte Perspektive auf Kultur und Gesellschaft vermitteln, die kulturelle und soziale Phänomene nicht für sich allein erklärt, sondern immer in ihren jeweiligen Kontexten und wechselseitigen Verhältnissen. Getreu dem Motto “Small Places, Large Issues” erforscht diese so genannte kulturanalytische Perspektive Kultur in sozialen, politischen und ökonomischen Zusammenhängen in lokalen, transnationalen wie auch digitalen Räumen.

Unsere Perspektive inkludiert Konzepte der Cultural Studies, der Soziologie, der Politikwissenschaft und der Geschichtswissenschaft, um nur einige zu nennen. Bei der Auswahl unserer Wahlfächer haben wir großen Wert darauf gelegt, dass die Studierenden von der Expertise weiterer kultur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen an der Universität Klagenfurt profitieren, die unser Angebot hervorragend ergänzen und es den Studierenden ermöglichen, entsprechend ihrer Interessen eigene Schwerpunkte innerhalb des Studiums zu setzen.

Welche Möglichkeiten bieten Sie den Studierenden, ihr Wissen während des Studiums in die Praxis umzusetzen?

Das neue Curriculum zeichnet sich durch eine dezidierte Verzahnung von kulturanalytischen Theorien, empirischer und hermeneutischer Methoden und der Übersetzung in die Praxis aus. Das geht für uns alles Hand in Hand und zieht sich durch den Aufbau des Studienplans. Dabei können sich Studierende darauf verlassen, dass sie von den Lehrenden engmaschig und hervorragend betreut werden.

Das Herzstück des MA AKuwiTS ist das zweisemestrige Studienprojekt, bei dem Studierende unter einem Oberthema ein eigenes Projekt von Anfang bis Ende durchführen. Von der Konzeption und Planung über die Forschung und Datenerhebung bis hin zur Analyse und Übersetzung und Vermittlung ihrer kulturanalytischen Erkenntnisse in die Scientific Community sowie in praktische Felder. Damit können sie aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen und einen Beitrag zu öffentlichen Debatten leisten.

Wie sieht es mit Auslandserfahrung aus?

Unsere Exkursionen nach Slowenien und Italien und andere Länder, oft auch gemeinsam mit dortigen Studierenden, sind eine tolle Möglichkeit, sich mit Kommiliton*innen auszutauschen, gemeinsam zu lernen und die eigenen Sprachkenntnisse zu trainieren.

Studienanteile im Ausland zu absolvieren ist nicht nur erwünscht, sondern nachhaltig empfohlen. Und das gilt natürlich besonders für die Kulturwissenschaften – wo könnte man besser in Kontakt mit anderen Gesellschaften und Kulturen treten als im direkten Austausch in einem anderen Land?

Insbesondere im Pflichtfach „Wissenskommunikation, Kuratieren und Kulturmanagement“ sowie im gebundenen Wahlfach „Kulturwissenschaftliches Praktikum“ ergeben sich für Studierende Möglichkeiten, ihre Kenntnisse und Kompetenzen im Rahmen eines Auslandsstudiums zu erweitern. Die Universität Klagenfurt unterhält hier zahlreiche Kooperationen mit über 250 internationalen Universitäten, die von den Studierenden genutzt werden können. Natürlich können Studierende ihr Auslandsstudium auch dafür in Anspruch nehmen, eigene Forschungen für ihre Masterarbeit durchzuführen. Das alles ist bei uns möglich!

Wer kann den neuen Studiengang studieren? Gibt es Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen?

Eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht! Der Studiengang steht also allen Studieninteressierten offen, die ein Bachelorstudium in den Bereichen Angewandte Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie, Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie oder ein gleichwertiges Studium an einer anderen postsekundären Bildungseinrichtung erfolgreich absolviert haben. Manche Studiengänge können unter der Auflage, zusätzlich bestimmte Prüfungen zu absolvieren, infrage kommen.

Weitere Voraussetzung sind Deutschkenntnisse auf B2-Niveau des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GERS). Es können im Studiengang auch Veranstaltungen in englischer Sprache gewählt und die abschließende Masterarbeit in Englisch oder einer anderen Sprache verfasst werden, das ist aber kein Muss.

Welche beruflichen Perspektiven haben Absolvent*innen des Studiengangs „Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien“?

Die Möglichkeiten sind vielfältig! Die Absolvent*innen könnten beispielsweise nach ihrem Abschluss in den Bereichen Museum und Ausstellungswesen, Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungsorganisation, Medien, Kultur und Bildung arbeiten. Zukünftige Arbeitgeber könnten NGOs, privatwirtschaftliche Organisationen, internationale Unternehmen oder staatliche Institutionen und Behörden sein. Auch der Tourismus, der Sozialbereich und die Wissenschaft sind Tätigkeitsfelder, in denen die im Studium gewonnenen Fähigkeiten und Kenntnisse eingesetzt werden können.

Was gefällt Ihnen besonders an der Neuausrichtung des Studiengangs? Was finden Sie besonders spannend?

Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, im neuen Curriculum das “Angewandte” tatsächlich ernst zu nehmen. Bei uns lernen Studierende, ein Thema von der Problemstellung bis hin zur praktischen Umsetzung zu planen und durchzuführen. Das Besondere ist unsere kulturanalytische Perspektive. Wo das Kulturmanagement oft sofort nach der Lösung sucht, gehen wir erst einmal einen Schritt zurück und fragen uns: Was ist denn eigentlich das Problem? Welche Faktoren spielen denn hier eine Rolle bei der Frage danach, warum Menschen tun, was sie tun, und wie sie es tun. Mit unserem breiten Methodenrepertoire machen wir uns dann daran, Kultur, Gesellschaft, Macht und Ungleichheit zu verstehen und tragen mit unserem Wissen dazu bei, Problemfelder zu analysieren und Lösungsansätze zu schaffen. Dieses Angebot ist, soweit wir wissen, im deutschsprachigen Raum tatsächlich einzigartig!

Zu guter Letzt: Was müssen Interessent*innen nun tun, um im Wintersemester starten zu können?

In die Master-Studiengänge kann man sich offiziell bis spätestens zum 31. Oktober 2022 einschreiben, allerdings beginnt das Semester bereits am 1. Oktober 2022 und der Zulassungsprozess kann je nach Prüfaufwand einige Zeit in Anspruch nehmen, also sollten Interessent*innen jetzt nicht zu lange warten! Zur Einschätzung: Die Bearbeitungsdauer eines vollständig eingereichten Ansuchens um Zulassung zum Masterstudium beträgt im Durchschnitt zwei Monate.

Der grobe Ablauf: Man stellt ein Ansuchen auf Zulassung zum Masterstudium, registriert sich online mit seinen Daten und schreibt sich dann nach der Bewilligung der Zulassung bei einem persönlichen Termin im Büro der Studien- und Prüfungsabteilung innerhalb der Zulassungsfristen hier an der Universität ein.

Ganz wichtig: Bei Nicht-EU-Bürger*innen ist das Anmeldeverfahren mit einer verkürzten Frist verbunden, sie müssen ihre Inskription bis zum 5. September 2022 abgeschlossen haben.

 

Wollen Sie mehr über das neue Curriculum und das Studium erfahren? Informieren Sie sich auf der Webseite und nehmen Sie Kontakt auf!

Informationen zum Master Angewandte Kulturwissenschaften und Transkulturelle Studien
Informationen zum Zulassungsverfahren für Masterstudien

Kontakt zur Studienberatung: studieninfo [at] aau [dot] at
Kontakt zur Studienprogrammleitung: akuwi [at] aau [dot] at
Kontakt zur ÖH-Vertretung: oeh [dot] akuwi [at] aau [dot] at
Instagram: akuwi_klagenfurt
Facebook: www.facebook.com/Kulturanalyse.Klagenfurt