10,5 Quadratmeter, 3.500 Euro Baukosten, 6 Monate Bauzeit: Studieren und Leben in einem Tiny House

Maria Kravanja lebt ihre Überzeugungen. Die 21 Jahre alte Villacherin studiert Angewandte Kulturwissenschaft und wohnt seit Kurzem in ihrem selbst gebauten Tiny House. Mit uns spricht sie über Startschwierigkeiten, Umbruchstimmung und natürlich den Bau ihres Tiny Houses.

Erzähl mal, wie geht es dir und wie ist das Studierenden-Leben in so einem Tiny House?
Richtig schön! Es klingt total banal, aber einen Tisch zu haben, an dem ich lernen, arbeiten und mit Leuten zusammensitzen und musizieren kann, war mir wichtig. Wenn man seine Prioritäten kennt, ist es leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich kann im Tiny House auch meine Kosten reduzieren und habe damit weniger finanziellen Druck. Das war nicht ausschlaggebend dafür, das Projekt zu starten, aber es ist auf jeden Fall ein Vorteil, nicht 300 Euro für ein kleines WG-Zimmer zahlen zu müssen, sondern gleich seine eigenen 4 Wände zu haben.

Wann hattest du die Idee ein Tiny House zu bauen?
Die Idee kam mir ursprünglich bereits vor der Matura. Ich bin schon mit 18 von zuhause ausgezogen. Ursprünglich komme ich aus Villach, habe dann aber in Klagenfurt gewohnt, bis mir meine Tante angeboten hat, bei ihr zu wohnen, um mir das Geld für die Miete zu sparen und mir so meinen Traum erfüllen zu können. Mittlerweile schlafe ich seit circa 3 Monaten in meinem selbstgebauten, eigenen Haus. Jetzt wünsche ich mir nur noch, dass ich einen Stellplatz in Klagenfurt finde, weil es mir das Studieren erleichtern würde.

Ist schon alles fertig?
Ja, fast. Ich habe nach einer umweltfreundlichen Lösung für das Bad gesucht und auch gefunden: eine Trockenkompost-Toilette und ein Shower Loop, ein permanenter Kreislauf mit zehn Litern Wasser für die Dusche.

Wie reagieren andere Menschen auf dein Tiny House?
Seit mein Haus fertig ist, erhalte ich nur positive Reaktionen. In Villach, wo ich im Moment wohne, kommen regelmäßig Leute bei ihren Spaziergängen an meinem Tiny House vorbei, die bei mir anklopfen, weil sie interessiert daran sind. Es hat mir noch niemand ins Gesicht gesagt, dass er die Idee nicht mag. Auf Social Media sehen die Reaktionen aber teilweise anders aus.

Wieso ein Tiny House?
Das Projekt ist aus meinen Überzeugungen entstanden. Nicht, weil Tiny Houses gerade cool sind. Ich denke, dass wir als Gesellschaft etwas verändern müssen und das in mehreren Bereichen. Es gilt akademisch aktiv zu werden und gewisse Themen in Forschung und Lehre zu forcieren. Es geht darum, offener nach neuen Lösungsansätzen in Wirtschaft und Politik zu suchen und darum, als Gesellschaft für Veränderung bereit zu sein und diese vor allem auch zu leben.
Wir sind an einem Punkt, an dem es Vorbilder für Veränderung braucht, damit andere sich das auch (zu)trauen. Ich hoffe, dass ich so ein Vorbild bin. Ohne Vorwissen und mit wenig Geld habe ich mir selbst ein Eigenheim gebaut. So möchte ich Leute dazu ermutigen, Dinge zu verändern. Denn es geht, wenn man will!

Wenn jemand Fragen hat, kann man sich an dich wenden?
Ja gerne, man kann mich erreichen, und ich freue mich über jeden Austausch. Generell ist viel im Umbruch. Die Fridays for Future rütteln gerade die ganze Welt auf. Es passiert auch viel in Kärnten, es gibt so viele Initiativen, wie die Verantwortung Erde, und Menschen, die sich für Veränderung einsetzen. Auch an der Uni haben wir engagierte Personen, wie Mario Molina, der an der AAU als Lehrender tätig ist. Er hat in Spanien, Mexiko und Deutschland Meereswissenschaften studiert und war als Klimaforscher am GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel tätig. Ich würde gerne dabei helfen, eine Community aufzubauen und freue mich immer darüber Menschen kennenzulernen, denen diese Themen ebenso am Herzen liegen!

Kontakt

Wer mehr über das Thema wissen möchte und mit Maria in Verbindung treten will, kann sich bei uns melden, wir leiten alle Anfragen direkt an sie weiter: studieninfo [at] aau [dot] at

 

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Mehr über Maria und ihr Studium lest ihr im Interview: Angewandte Kulturwissenschaft in Klagenfurt: Gesellschaftskritisch und vielfältig